Die diesjährige Ausgabe der CREATIVE RESIDENCIES in der Tanzzentrale geht in die dritte und letzte Runde. Nach Kadri Sirel & Antti Uimonen und Karolin Stächele ist vom 04. - 10. September die Stuttgarter Künstlerin Smadar Goshen zu Gast.
Im Rahmen ihrer Residenz arbeitet die Choreographin, Tänzerin, Tanzpädagogin an ihrem abendfüllenden Solo-Tanzstück Ken | כן, das verschiedene Verkörperungen von Chaos, Ordnung und dem großen Potenzial von Macht und Souveränität, das diese in sich bergen, erkundet.
Während des Residenzzeitraums bietet sie an vier Terminen, vom 04. - 07. September Gaga/people-Klassen an, jeweils von 10 - 11.15 Uhr. Teilnehmen können alle Interessierten, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Alle Informationen zu den Gaga/people-Klassen sind hier zu finden - bitte Hinweise sorgfältig durchlesen!
Am Samstag, 09.09. findet ein öffentliches Abschlussshowing statt, Beginn 17 Uhr. Die Veranstaltung wird findet zusammen mit dem Showing des Künstler*innenkollektivs Maria Neustadt statt, welches in dieser Zeit ebenfalls im Rahmen einer Residenz zu Gast in der Tanzzentrale ist. Der Eintritt zum Showing ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Ken | כן
Das Solo-Tanzstück von und mit Choreografin und Tänzerin Smadar Goshen betrachtet das Chaos als grundlegendes und natürliches Muster der Existenz und hebt gleichzeitig den Konflikt hervor, den es zwischen organischen chaotischen Mustern und dem instinktiven menschlichen Bedürfnis nach Systematisierung und Kategorisierung, beinhaltet. Auf der Suche nach körperlichen Ausdrucksformen für diesen Konflikt wirft das Stück Fragen nach allgemeiner Ästhetik und üblicher Dosierung von Informationen, Emotionen, Exposition und mehr auf. Goshen möchte das Chaos nicht nur durch sein wissenschaftliches Wesen, sondern auch durch seine gesellschaftspolitische Rolle verkörpern und lässt sich dabei von Ereignissen von Protesten und Revolutionen in der Geschichte und der aktuellen Politik inspirieren. Sie recherchiert über die Körperlichkeit des Chaos, das Grenzen und Begrenzungen durchbricht. Chaos, das Evolution statt Wiederholung schafft. Sie fragt, wo und wie in einem einzigen Körper die Kraft „vieler“ liegt.
Geboren und aufgewachsen in Israel, einem Land das an sich chaotisch ist, ist Goshen nach Deutschland gezogen, der Heimat ihrer Vorfahren, einer Kultur, die Ordnung und Disziplin bevorzugt. Der Konflikt zwischen Systematisierung und Hingabe an das Chaos liegt ihr in den Knochen, im Blut, im Fleisch und ist daher eines der Grundelemente ihrer einzigartigen Bewegungssprache.
In Anspielung auf Goshens Herkunft hat der Name des Stücks eine Bedeutung im Hebräischen: „Ken“ bedeutet „Ja“. Goshen zieht sich vom Verbalen auf das Körperliche zurück. Ja, im Sinne von pro-aktiv sein, handeln, mehr als einen Weg akzeptieren und testen, mehr als eine Wahrheit, mehr als eine Realität. Ein Ja und noch ein Ja und noch ein Ja wird schließlich Chaos schaffen.
Premiere, 30. November 2023 Theater FITZ Stuttgart, weitere Vorstellungen am 1. + 2. Dezember.
Dauer: ca. 50 min. ohne Pause
Konzept, Choreographie & Performance: Smadar Goshen
Outside Eye: Maya Caroll
Lichtdesign: Omer Sheizaf
Bühne & Kostüm: Katharina Ruprecht
Musik: Leonard Küßner
Produktionsassistenz: Amy Josh
Produktion: Lisa Ticar
Kommunikation: Fernanda González
Ken | כן wird im November 2023 im FITZ Theater in Stuttgart uraufgeführt und ist gefördert durch die Landeshauptstadt Stuttgart, den Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, der Freie Tanz- und Theaterszene Stuttgart gUG, die Péter Horváth Stiftung und wird unterstützt durch das Produktionszentrum Tanz und Performance Stuttgart, Residency Support | Theater Freiburg sowie der Tanzzentrale Nürnberg. Eine Kooperation mit dem FITZ Theater Stuttgart.
Über Smadar Goshen
Smadar Goshen ist Choreographin, Tänzerin, Tanzpädagogin und Mitglied des Produktionszentrums Stuttgart. Als zertifizierte Gyrotonic und Gyrokinesis Trainerin sowie Gaga Lehrerin setzt sie sich intensiv mit der individuellen Bewegungssprache auseinander, die ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit mit den Tänzer*innen und ihres kreativen Schaffensprozesses ist. Sie absolvierte ihren Bachelor in Tanz und ihren Master in Choreographie an der Jerusalem Academy for Music and Dance. In ihrer Zeit als Tänzerin im JAMD-Ensemble arbeitete sie unter anderem mit den Choreographinnen Idan Cohen, Yosi Berg, Sharon Tzukerman, Ariel Cohen und Sahar Azimi. Die gebürtige Israelin verlagerte ihren Wohn- und Arbeitsmittelpunkt 2019 nach Stuttgart, wo ihre Vorfahren mütterlicherseits bis 1939 geboren und aufgewachsen sind.
Ihre erste Choreographie Urbania schuf sie 2011 auf Einladung des Shades in Dance Festival im Suzanne Dellal Centre, Tel Aviv. Seitdem kreiert und performt sie ihre Stücke weltweit auf verschiedenen Plattformen wie dem Machol Acher Festival im Suzanne Dellal Centre (Tel-Aviv, Israel), dem Machol Shalem Dance Festival (Jerusalem, Israel), dem DANCE WAVES FESTIVAL (Nicosia, Zypern), dem Beijing International Ballet and Choreography Competition (China) oder dem Residenzprogramm des Derida Dance Center in Sofia (Bulgarien).
Im Jahr 2021 kreierte sie unter anderem zwei abendfüllende Stücke, das Duett Rocking woman like Rock sowie das Gruppenstück HOOMANS. Ebenfalls choreografierte sie für die renommierte Tanzcompany Gauthier Dance das Solo Kamma im Rahmen des „The Dying Swans Project“. Ein Jahr später feierte ihr Stück für sechs Tänzer*innen GRAND NOIR im Theaterhaus Stuttgart Premiere. Derzeit entwickelt sie ihr Solo Lucy in the Sky, das im Juni 2022 uraufgeführt wurde, stetig weiter. Ihre Stücke brechen die Distanz zwischen dem Publikum und den Performer*innen auf. Sie schaffen Verbindungen und einen inspirierenden Raum für Kommunikation unterschiedlichster Art.
Im aktuellen Jahrbuch der renommierten Fachzeitschrift tanz wurde Smadar Goshen als eine von 10 wegweisenden Tanzakteur*innen mit den besten Aussichten geehrt.
Das Projekt "Creative Residencies" wird ermöglicht durch den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst und unterstützt von der Stadt Fürth.