Raw & Polished ist ein von Anne Devries und Henrik Kaalund ins Leben gerufenes und kuratiertes Format, das Tanzschaffende dazu einlädt, ihre Werke work in progress, in Ausschnitten oder fertig vor tanzinteressiertem Publikum zu präsentieren. Den Arbeiten können choreografisch gesetzte oder improvisatorische Strukturen zugrunde liegen. Raw & Polished findet zweimal jährlich statt, im Frühjahr und im Herbst. Pro Abend werden mehrere Präsentationen á maximal 10 Minuten Länge gezeigt, maximale Gesamtspielzeit 90 Minuten inklusive Pause. Im Anschluss an die Präsentationen findet ein Künstler*innengespräch in Kleingruppen statt. In strukturiertem Rahmen können so offene Fragen beantwortet werden. Der Eintritt zu Raw & Polished ist frei, Spenden sind willkommen.

Veranstalter: Henrik Kaalund & Anne Devries
Kontakt: rawandpolished@gmail.com
Nächste Termine: 07. April 2024 & 13. Oktober 2024

Diese Künstler*innen sind im Oktober dabei

Das Programmheft als PDF gibt es hier zum Download:

Marcel Casablanca (E)

Us estimo
Hör genau zu

Als ich mein Tagebuch las, fand ich zwei Einträge, in denen das Schreiben des Bewusstseinsstroms es meinem Geist ermöglichte, geistigen Frieden zu finden, indem ich mich von Gedanke zu Gedanke wandern und springen ließ. Dieses Stück ist von diesen beiden Texten und der persönlichen Erforschung des Bewusstseinsstroms als Seinszustand inspiriert, während es auch ein Liebesbrief an unser inneres Chaos und die Weisheit unseres intuitiven Körpers ist.

Choreografie/Tanz: Marcel Casablanca

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Us estimo
Listen Carefully

Reading my diary I found two entries in which stream-of-consciousness writing allowed my mind to find mental peace through letting myself wander and jump from thought to thought. This piece is inspired by those two texts and the personal exploration of the stream of consciousness as a state of being, while it’s also a love letter to our inner chaos and the wisdom of our intuitive bodies.

Choreography/Dance: Marcel Casablanca

Tal Garmiza (ISR)

Who Will Call Your Name?
Wer wird Deinen Namen rufen?

In früheren Zeiten gab es die Göttinnen Asherah, Astarte & Anat und sie wurden an den Rändern der Wüste verehrt, wo die Wildnis begann. Sand bedeckte die Verehrung der Göttinnen, als der Monotheismus die Oberhand gewann. Frauen dienten nicht länger als Priesterinnen des Göttlichen und das göttliche Weibliche wurde unterdrückt, ruhelos zwischen Himmel und Erde schwebend. Was aber, wenn es diejenigen gibt, die den Ruf noch einmal hören? Was wäre, wenn die Priesterinnen der Göttinnen ebenso ruhelos umher trieben wie sie und nun erneut auf der Suche nach ihrem alten göttlichen Einfluß sind?

Choreografie: Tal Garmiza
Tanz: Tal Garmiza & Amit Perets
Musik: Roee Ben Binyamin

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Who Will Call Your Name?

In the old days, the Goddesses Asherah, Astarte & Anat were worshipped at the edges of the desert, where wilderness spread. Sands have covered the worship of the Goddesses as Monotheism took over. Women no longer served as priestesses to the divine and the divine feminine was pushed down, floating restless above the earth under the heaven. But what if there are those who hear the call again? What if the priestesses of the Goddesses drifted restless just like them, and are now searching once more for their ancient spirit?

Choreography: Tal Garmiza
Dance: Tal Garmiza & Amit Perets
Music: Roee Ben Binyamin

e!motion2023 & Anne Devries (DE)

un!GLEICH?

Was verbindet Menschen? Was unterscheidet sie? Was entsteht daraus an (Un-)Möglichkeiten?

Diesen Grundfragen ist das Performance-Projekt »e!motion2023« in einer 6-monatigen Research-Phase körperlich kreativ nach gegangen. un!GLEICH? ist eine erste Präsentation ausgewählter Szenen dieser Forschungsreise. U.a. geht es darin um:

Wie verloren macht uns »gleich-sein«? Was entsteht, wenn ich nur in der Kategorie Ja/Nein denke und was wenn ich ein Spektrum an Zustimmung/Ablehnung zulasse? Was kann in einem bestimmten Moment in einer bestimmten Konstellation von Menschen entstehen? Wohin führt die Erkenntnis: Alles ist in einem beständigen Wandel, alles ist mit-einander verbunden, alles ist im Fluss…

Leitung/Konzept: Anne Devries
Tanz: Anne Devries, Agathe Grad, Doro Paege, Flo Wernz, Juliette Ruppersberg, Katharina Fech, Paola Solevi, Solveig Liebig, Sonja Kesisoglugil, Tom Denter, Uwe Weber

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un!EQUAL?

What connects people? What makes them different? What are the resulting (im)possibilities?

The performance project »e!motion2023« pursued these basic questions in a 6-month research phase in a physically creative way. »un!EQUAL?« is a first presentation of selected scenes from this research journey. Among other things, it deals with:

How lost does »being-equal« make us? What happens if I only think in the category „yes/no“ and what if I allow a spectrum of agreement/rejection? What can arise in a certain moment in a certain constellation of people? Where does the knowledge lead to: Everything is constantly changing, everything is connected, everything is in flow…

Direction/Concept: Anne Devries
Dance: Anne Devries, Agathe Grad, Doro Paege, Flo Wernz, Juliette Ruppersberg, Katharina Fech, Paola Solevi, Solveig Liebig, Sonja Kesisoglugil, Tom Denter, Uwe Weber

Alex Atzewi & Margherita De Pieri (ITA)

Il rossignuolo
Das Rotkehlchen

„Man glaubt, dass alles vorbei ist, aber dann gibt es immer ein Rotkehlchen, das anfängt zu singen.“ So schreibt Paul Claudel. Bei dem hier vorgestellten Stück handelt es sich um das Violinkonzert A-Dur RV 335 von Antonio Vivaldi mit dem Titel „Der Kuckuck“. Eine Erhöhung der Mimikry und Lautmalerei, die an den Gesang des Vogels erinnern. Das Rotkehlchen (oder Rossignuolo) erinnert an den Frühling, die Wiedergeburt der Dinge; es ist ein Symbol der Liebe, verstanden als starke Leidenschaft, als berauschendes Gefühl, das jede Seele erwecken kann. Die Tänzerin wird zur Personifikation dieses Liedes, indem sei eins mit den Noten, der Dynamik und der Farbe wird.

Choreografie/Konzept: Alex Atzewi & Margherita De Pieri
Tanz: Margherita De Pieri

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The robin

„It is believed that everything is over, but then there is always a robin that starts singing“. So writes Paul Claudel. The piece presented here is the Violin Concerto in A major, rV 335, by Antonio Vivaldi entitled “the Cuckow”. An exaltation of mimicry and onomatopoeia that recall the song of the bird. The robin (or rossignuolo) is the one who recalls spring, the rebirth of things; it is a symbol of love understood as a strong passion, an intoxicating feeling that can awaken any soul. The dancer becomes the personification of this song by becoming one with the notes, dynamics and color.

Choreography/Concept: Alex Atzewi & Margherita De Pieri
Dance: Margherita De Pieri

Aurora Bonetti (ITA)

DiSCORDANCE

Das Stück DiSCORDANCE folgt dem ständigen Monolog eines ruhelosen Geistes und versucht, die Koexistenz von Harmonie und Unbehagen in ihm darzustellen.

Gefangen in den Mustern und Schleifen eines ständig denkenden Geistes, öffnet di e Performerin die Türen zu den unsichtbaren Mechanismen, die in jedem von uns ablaufen, und versucht, dem nicht greifbaren Prozess des Umgangs mit sich selbst eine Form zu geben und die innere Dissonanz zwischen dem Akzeptieren und dem ständigen Hinterfragen der eigenen Identität an die Oberfläche zu bringen.

Choreografie/Tanz: Aurora Bonetti

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DiSCORDANCE

The piece DiSCORDANCE follows the constant monologue of a restless mind and attempts to depict the coexistance of harmony and discomfort within it.

Caught in the patterns and loops of an ever thinking mind, the performer will open the doors to the invisible mechanisms happening in each and all of us, trying to give a shape to the untangible process of dealing with oneself, bringing to the surface the internal dissonance between accepting and constantly questioning one’s identity.

Choreography/Dance: Aurora Bonetti

Henrik Kaalund (DK)

LIT
(Premiere März/march 2024 Tafelhalle, Nürnberg)

Der Choreograf und Tänzer Henrik Kaalund experimentiert in seinen Arbeiten gerne mit digitalen Effekten und neuesten Technologien, die die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Täuschung verschwimmen lassen. Für seine neueste Produktion „LIT“ hat er sich mit André Bartetzki, einem Pionier der elektroakustischen Musik und Programmierung, sowie dem Dramaturg Florian Götz zwei Spezialisten an Bord geholt. Bei „Raw and Polished“ sind nun erste Experimente dieser Arbeit zu erleben.

Choreografie/Konzept/Tanz: Henrik Kaalund
Musik/Programmierung: André Bartetzki (DE)
Dramaturgie Florian Götz (DE)

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LIT
(premiere march 2024 at Tafelhalle Nuremberg)

In his work, the choreographer and dancer Henrik Kaalund frequently experiments with digital effects and the latest technologies that blur the boundaries between reality and illusion. For his latest production “LIT” he has brought two specialists on board: André Bartetzki, a pioneer of electro-acoustic music and programming, as well as dramaturg Florian Götz. The first experiments in this work can now be experienced in “Raw and Polished”.

Choreography/Concept/Dance: Henrik Kaalund
Music/Programming: André Bartetzki (DE)
Dramaturgy: Florian Götz (DE)

Ayaka Sakai (JP)

Necrology

Nekrologie bedeutet die Nachricht vom Tod einer Person.
Wenn wir über den Tod einer Person informiert werden, von der wir uns inzwischen entfremdet haben, werden wir ganz natürlich Erinnerungen an den Verstorbenen und an uns selbst wachrufen.
Das ist unsere eigene Geschichte.
Und diese Arbeit ist die Konnotation von Zeit.
Wir sind sicher, dass in Zukunft die Erinnerung an unsere Situation nach der Abreise aus Japan eine besondere bleiben wird. Wir haben versucht, die Erinnerungen, die uns damals geblieben sind, in der Arbeit so zu belassen, wie sie sind.
In dem Moment, in dem sie sich treffen, sieht es so aus, als würden sie sich an eine vergangene Szene erinnern. Es war eine Reihe von Dingen, welche die nicht gut liefen, die voneinander abhängig waren, die sich gegenseitig unterstützten und lustige Erinnerungen.
Wir machten daraus einen Tanz, bei dem ich lernte, wie wichtig die Existenz des anderen in einer schmerzhaften Situation ist.
Wir werden mit Necrology Erinnerungen wecken.

Choreografie/Konzept: Ayaka Sakai
Tanz: Ayaka Sakai & Ginjo Sakai (JP)

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Necrology

Necrology means news of someone‘s death.
If we are informed of the death of someone we are now estranged from, we will naturally recall memories of the deceased and ourselves.
This is our own story.
And this work is the connotation of time.
We are sure that in the future we will remember our situation after leaving Japan as a special memory. We tried to leave the memories that would be remembered at that time as they are in the work.
The moment they meet each other, it’s made to look like they’re remembering a past scene.
It was a series of things that didn’t go well, dependent on each other, supporting each other, and fun memories.
We made it a dance that I learned the importance of each other’s existence in a painful situation.
We will evoke memories with Necrology.

Choreography/Concept: Ayaka Sakai
Dance: Ayaka Sakai & Ginjo Sakai (JP)

April Veselko (SVN)

„FALLING IN“
//fallen, Verb//

Das Land fällt zum Fluss hin stark ab
Sie haben sich verliebt
sie fiel kopfüber
er fiel nach hinten
der Schnee, der auf die Felder fällt
ein Schatten fiel auf sein Gesicht
Sie hob ihren Arm, ließ ihn dann aber fallen
Lose Ziegel fielen auf den Boden
ihre Hände fielen schlaff herab
Wörter und Phrasen, die nicht mehr verwendet werden
Auf welche Silbe fällt die Betonung?
Endlich wurde es still im Haus und alle schliefen
Sie wurden durch herabfallende Steine ​​verletzt
In den Tropen bricht die Dunkelheit schnell herein

* Beispiele für die Verwendung des Wortes „fallen“ aus dem Oxford Dictionary

Choreografie/Konzept/Tanz: April Veselko

*

„FALLING IN“
//fall, verb//

the land falls away sharply towards the river
they fell in love
she fell headlong
he fell backwards
the snow falling on the fields
a shadow fell across his face
she lifted her arm, but then let it fall
loose bricks were falling down onto the ground
her hands fell limply to her sides
words and phrases that have fallen into disuse
which syllable does the stress fall on?
at last the house fell quiet and everyone slept
they were injured by falling rocks
darkness falls quickly in the tropics

* examples of using word »fall« taken from Oxford Dictionary

Choreography/Concept/Dance: April Veselko