Raw & Polished ist ein von Anne Devries und Henrik Kaalund ins Leben gerufenes und kuratiertes Format, das Tanzschaffende dazu einlädt, ihre Werke work in progress, in Ausschnitten oder fertig vor tanzinteressiertem Publikum zu präsentieren. Den Arbeiten können choreografisch gesetzte oder improvisatorische Strukturen zugrunde liegen. Raw & Polished findet zweimal jährlich statt, im Frühjahr und im Herbst. Pro Abend werden mehrere Präsentationen á maximal 10 Minuten Länge gezeigt, maximale Gesamtspielzeit 90 Minuten inklusive Pause. Im Anschluss an die Präsentationen findet ein Künstler*innengespräch in Kleingruppen statt. In strukturiertem Rahmen können so offene Fragen beantwortet werden. Der Eintritt zu Raw & Polished ist frei, Spenden sind willkommen.

Veranstalter: Henrik Kaalund & Anne Devries
Kontakt: rawandpolished@gmail.com

Diese Künstler*innen sind im Oktober dabei

Das Programmheft als PDF gibt es hier zum Download:

Aline Braun

FIASCO

Fiasco relativiert den Begriff des Scheiterns und komponiert mit unserer Fähigkeit, instabile Aktionen zu kreieren, die körperliche Reaktionen hervorrufen und die beiden Performer ständig herausfordern. Der Raum schafft Bilder, die sich gegenseitig unterbrechen, und wechselt zwischen virtuosen Stürzen und minutiös geregelten choreografischen Phrasen. Die diskursive Herausforderung von Fiasco liegt also in der ständigen Neuschöpfung unvorhersehbarer Situationen, die mit der Suche nach verschiedenen möglichen Reaktionen auf eine konstruierte Katastrophe verbunden sind. Ist es möglich, Misserfolge als ästhetische und performative Erfahrungen wahrzunehmen?

Choreografie: Aline Braun
Tanz: Gülsün Buse Cingöz, Pier Paolo Lara

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FIASCO

Fiasco puts in perspective the notion of failure and composes with our ability to recreate unstable
actions that cause physical reactions, constantly challenging the two performers. Creating images
that interrupt each other, the piece alternates between virtuoso falls and meticulously regulated
choreographic phrases. The discursive challenge of Fiasco therefore lies in the constant recreation
of unpredictable situations, articulated with the search for different possible responses to constructed
catastrophe. Is it possible to perceive failures as aesthetic and performative experiences?

Choreography: Aline Braun
Dance: Gülsün Buse Cingöz, Pier Paolo Lara

Lea Stadelmann

THE HABIT

Gewohnheit wird zur Besessenheit, Besessenheit verwandelt sich in eine Zwangsstörung. Für die Besessenen in diesem endlosen Kreislauf scheint der Ausbruch zwecklos. Die Versuchung, zu wiederholen, das Verlangen, die Regeln zu befolgen einst harmlose Tics - machen verrückt. Doch wir haben die Wahl: der Besessenheit nachgeben oder einfach aufhören.

Choreografie/Tanz: Lea Stadelmann

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THE HABIT

Habits become obsessions, obsessions turn into obsessive compulsive disorders. For the possessed caught in this vicious circle, it can seem hopeless to break out. The temptation to repeat, the desire to follow the rules that started as innocent tics, drive us mad. All the while, we still have a choice: give in to the obsession or simply stop.

Choreography/Dance: Lea Stadelmann

Lucia Giarratana

I COULD TOUCH YOU BUT YOU WEREN'T HERE

Dieses Stück stellt den Übergang zwischen unserer alten Identität und einer Veränderung dar, die in uns geschieht. Jeder von uns trägt das Erbe einer vergangenen Identität in sich, die darauf wartet, angehört und verarbeitet zu werden, um eine neue und klügere Version von uns selbst zu schaffen. Die Wahl eines Tänzer-Duos betont und repräsentiert die verschiedenen Teile der menschlichen Psyche, den alten Teil unserer Identität und den Teil, der uns zur Veränderung drängt, und erzählt davon, wie diese beiden Teile untrennbar miteinander verbunden sind, um unser Wesen zu formen und unser Sein. Mein choreografisches Projekt ist inspiriert von Studien zum körperlichen Ausdruck von Emotionen und Forschungen zur Psychosomatik, wonach Emotionen über den Körper ihren Weg finden, um gehört zu werden. Meine choreografische Sprache basiert stark auf der Bedeutung der Berührung, des Blicks, der Momente der „körperlichen Stille“ und des Selbsthörens, Entscheidungen, die es ermöglichen, die Tiefe dieses Konzepts hervorzuheben und die Tänzer bei der Erkundung ihrer intimsten Teile zu begleiten in einem geschützten und nicht wertenden Raum.

Choreografie: Lucia Giarratana
Tanz: Teresa Alcazar Diaz, Laura Heise

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I COULD TOUCH YOU BUT YOU WEREN'T HERE

This piece represents the transition between our old identity and a change that is happening
inside us. Each of us carries within us the legacy of a past identity that asks to be listened to and processed in order to create a new and wiser version of ourselves. The choice of a duo of dancers emphasises and represents the different parts of the human psyche, the ancient part of our identity, and the part that pushes us towards change, and tells of how these two parts are inextricably linked in order to shape our essence and our being. My choreographic project is inspired by studies on the bodily expression of emotions and research on psychosomatics, according to which emotions find their way to be listened to through the body. My choreographic language is strongly based on the importance of touch, of the gaze, moments of ‘bodily silence’ and listening to oneself, choices that allow to emphasise the depth of this concept and to accompany the dancers in the exploration of their most intimate parts in a protected and non-judgmental space.

Choreography: Lucia Giarratana
Dance: Teresa Alcazar Diaz, Laura Heise

Daniela Binder

HOME IN ME

‚Home in me‘ erforscht den Prozess, in sich selbst einen Ort zu schaffen, in dem man sich geborgen fühlt, ein Zuhause im Innen. Für Zeiten des Chaos im Außen ist dies besonders wichtig. Nach dem Durchleben von totaler Überreizung, die bis hin zu einem körperlichen Bruch führt, beginnt meine Reise zu einem
ausgeglichenen Nervensystem. Mit unterstützenden Praktiken wie Atemübungen, Berührung und Summen baue ich langsam mein Zuhause und lade dich ein, ebenfalls nach innen zu schauen.

Choreografie/Tanz: Daniela Binder

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HOME IN ME

‚Home in me‘ explores the process of creating a place within where one feels secure, a home inside. This becomes especially important in times of external chaos. After going through phases of overstimulation in the body an mind, leading to a physical breakdown, my journey towards a balanced nervous system begins. With supportive practices like breathing exercises, conscious touch, and humming, I find my way back and invite the audience to also turn inward.

Choreography/Dance: Daniela Binder

Marnie Josefine Fiebig

A GLACIERS JOURNEY

Eine persönliche Reflexion über die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf Gletscher und Menschen im Laufe der Zeit. Erzählerisch mit der Parallele arbeitend, dass der menschliche Körper zunehmend von seinen Instinkten und seiner natürlichen Umgebung abgekoppelt wird, während die Gletscher vorübergehend schmelzen. Ist es zu spät, etwas zu unternehmen, wenn wir erkennen, dass sich unser Umgang mit der Natur verändert hat?

Choreografie/Tanz: Marnie Josefine Fiebig

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A GLACIERS JOURNEY

A personal reflection on the effects that global warming have on glaciers and on humans over time. Working narratively with the parallel that the human body progressively becomes further disconnected from its instincts and natural surroundings, while the glaciers transitionally melt away. Is it too late to do something when we realise that our interaction to nature has changed?

Choreography/Dance: Marnie Josefine Fiebig

Yee Kei Yuki Chung

ON THE OTHER SIDE

„On The Other Side“ untersucht die emotionalen Auswirkungen auf Menschen, die den Tod anderer erlebt haben, die Vorstellung vom Tod und den imaginären Kontakt zwischen Toten und Lebenden.
Die 6. Stufe von “On The Other Side” bringt ein zusätzliches Element und den Fokus auf Resilienz. Diese nächste Phase handelt davon, wie wir traumatische Erfahrungen wie Kummer, Trauer und Wut verarbeiten, um dann unsere Widerstandsfähigkeit aufzubauen. Nach traumatischen Erlebnissen können wir die Kraft wiederfinden und zurückgewinnen, um ein neuer, stärkerer Mensch zu werden. Wir hoffen, dass diese Aufführung nicht nur bei Menschen Anklang findet, die in ihrer Vergangenheit die Kraft gefunden haben, aufzustehen, sondern auch bei Menschen, die immer noch auf der Suche nach ihrer Stärke sind.

Choreografie: Yee Kei Yuki Chung
Tanz: Yee Kei Yuki Chung, Kieran Lee Covell

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ON THE OTHER SIDE

“On The Other Side” explores the emotional impact on people who have experienced the death of others, imagination of death, and the imaginary contact between the dead and the living. The 6th stage of “On The Other Side” brings on an added element and focus on resilience. This next stage walks through how we live through traumatic experience such as sorrow, grief, and anger, to then build resilience. After traumatic experiences, we can re-find and regain power to become a new stronger person. We hope this performance resonates not only with people who have found the strength to get up in their past, but also empower people who are still finding their strength.

Choreography: Yee Kei Yuki Chung
Dance: Yee Kei Yuki Chung, Kieran Lee Covell

Ehab Suwwan

PORTRAIT OF A MOVING BODY

In „Portrait of a Moving Body“ wird eine Version eines Körpers in Bewegung gezeigt. Körper und Bewegung sind zentrale Bestandteile des Alltags. Wir Menschen leben in und durch unsere Körper und bewegen uns kontinuierlich. Die uns vertrauten Bewegungsmuster im Alltag sind oft an Normen gebunden. Doch wie viel Raum gibt es für Individualität, Experimentieren und Alternativen? Diese Fragen werden thematisiert, und es wird eine „limited edition“ präsentiert, die ungewöhnlich ist. Durch Sound-Collagen werden Atmosphären geschaffen, in denen ein individuelles und freies Movement dargestellt wird. Das gezeigte Movement ist das Ergebnis einer Reise, die von dem Bedürfnis geprägt ist, sich von den gängigen (Bewegungs-)Normen zu befreien und auszubrechen.

Choreografie/Tanz: Ehab Suwwan

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PORTRAIT OF A MOVING BODY

In „Portrait of a Moving Body,“ a version of a body in motion is presented. Body and movement are central components of everyday life. We humans live in and through our bodies, constantly in motion. The familiar movement patterns we follow in daily life are often shaped by norms. But how much room is there for individuality, experimentation, and alternatives? These questions will be explored, and an unusual „limited edition“ will be showcased. Sound collages will create atmospheres that depict individual and free movement. The movement presented is the result of a journey driven by the desire to break free from common (movement) norms.

Choreography/Dance: Ehab Suwwan

Sofia Casprini

ALYOSHENKA

Alyoschenka ist eine Solo-Performance, die sich von der ergreifenden Geschichte eines zu früh geborenen weiblichen Babys mit zahlreichen Missbildungen inspirieren lässt, das im Mai 1996 im Dorf Kaolinovy, Russland, entdeckt wurde. Die Performance befasst sich mit dem hypothetischen Wachstum und der
Entwicklung einer Kreatur mit einem übergroßen Kopf, ohne Gesicht und mit einer hybriden physischen Struktur, die in eine posthumane Dimension übergeht. Es schlägt eine neue Genese vor und zeigt einen Körper, der von Zeitgenossenschaft geprägt ist: mehrdeutig, mechanisch, unheimlich, provokativ und humorvoll neugierig zugleich. Das Solo soll die Aufmerksamkeit des Zuschauers fesseln und zum Nachdenken über die Bedeutung von „Vielfalt“, dem Zustand der „Zerbrechlichkeit“ und der Abwesenheit von „Identität“ anregen Ein extrem schwieriger Zustand? Mit diskreter Ironie und einem Sinn für Humor bringt das Stück die Erzählung der physischen Vielfalt auf die Bühne, eines posthumanen Wesens, das in einer Welt existiert, in der nur wenige sie als etwas anderes als ein Monster betrachten können.

Choreografie/Tanz: Sofia Casprini

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ALYOSHENKA

Alyoshenka is a solo performance that draws inspiration from the poignant story of a prematurely born female baby with numerous deformities discovered in the village of Kaolinovy, Russia, in May 1996. The performance contemplates the hypothetical growth and development of a creature with an oversized head, lacking a face, and possessing a hybrid physical structure that transcends into a post-human dimension. It proposes a new genesis, depicting a body marked by contemporaneity: ambiguous, mechanical, eerie, provocative, and humorously curious, at the same time.The solo intends to capture the spectator’s attention, prompting reflection on the meanings of “diversity”, the condition of “fragility”, and the absence of “identity”. How to empathize with a creature that appears like an awkward monster, but which lives an extreme condition of difficulty? Infused with discreet irony and a sense of humour, the piece brings on stage the narrative of physical diversity, a post-human entity, existing in a world where few can view her as anything other than a monster.

Choreography/Dance: Sofia Casprini