Raw & Polished - Offene Präsentationsplattform für Tanz
Nächster Termin am 23. Oktober 2022

Raw & Polished ist eine Veranstaltungsreihe, die Tanzschaffende einlädt, sowohl work in progress als auch fertige Werke oder Ausschnitte davon zu präsentieren. Dabei können choreographisch-gesetzte, ebenso wie improvisatorische Strukturen den Arbeiten zugrunde liegen. An den Abenden werden acht Präsentationen von maximal zehn Minuten Länge gezeigt (maximale Gesamtspielzeit von 90 Minuten). Im Anschluss an das Showing wird ein Künstler*innengespräch moderiert. Das Projekt wird organisiert und durchgeführt von Anne Devries und Henrik Kaaldund und unterstützt von der Tanzzentrale der Region Nürnberg e.V. und ist ein Non-Profit Projekt zur Förderung (zeitgenössischen) Tanzes in der Region N/FÜ/ER. Die auftretenden Künstler*innen erhalten ein Video von ihrem Auftritt.


Nachbericht zum 03.04.2022

Zu Raw & Polished am 3. April gab es wieder ein bis auf den letzten Platz vollbesetztes Haus in der Tanzzentrale - wenn auch noch etwas reduziert mit der erlaubten 75 % Kapazität - so doch schon wieder mit 60 Zuschauer*innen! Präsentiert wurden acht Kurzstücke verschiedener Künstler*innen. Das Lichtdesign erstellte Henrik Kaalund in Zusammenarbeit mit den auftretenden Künstler*innen. Durch den Abend führte als Moderatorin Anne Devries, verantwortlich für Licht-& Tontechnik war Annika Arning.

Die Vorstellung eröffnete Bianca Kruppa aus der Nähe von Amberg mit ihrem Stück »SUBWERSIV«, in dem sie hin und her eilend zwischen zwei Papierstapeln schließlich die Blätter fallen ließ und sich inmitten der flatternden Schriftstücke dem Tanz hingab. Sie hinterfragte damit ihre Doppelrolle als gleichzeitig in der Bildung und als Tänzerin tätige Frau.
Die junge Tänzerin Jessica Trenner von der Dance Company eMotion aus Ansbach zeigte das von Andrea Greul choreographierte Stück »fight against yourself«, dass ein mit Leichtigkeit und Anmut getanztes zeitgenössisches Tanzrepertoire präsentierte.
»Ich mit Ich« alias Freddi Schnelliger aus Regensburg, tanzte eine humorvolle und detailreiche Choreographie in weißem Plisseerock und senfgelbem Jackett, die in Zusammenarbeit mit Kilta Rainprechter entstand und in der er seine Entdeckung umsetzt, dass er in einem Solo nie alleine tanzt, sondern immer mit sich selbst.
Es folgte Carmen Rodriguez aus Spanien, die seit 1,5 Jahren in Berlin lebt und arbeitet. Sie zeichnete mit ihren Bewegungen immer wieder Anklänge des Flügelschlages eines Schmetterlings in den Raum, die dann begleitet von teils naturnahen Klängen zu immer neuen Bewegungen anschwollen. Ihr Stück »Schmetterlingseffekt« veranschaulichte damit wie etwas Kleines zu etwas Großem kumulieren kann und will alle Menschen ermuntern, dass schon kleine Veränderungen im Alltag eine großen Effekt auf den Umweltschutz haben können.
Paula Singer, ebenfalls eine junge Tänzerin von der Dance Company eMotion aus Ansbach, tanzte frei und mühelos »Wachstumsschmerz«, eine zeitgenössische Choreographie ihrer Dozentin Lissy Göppner.
»Do you Feel at Home?« – diese Frage, die Menschen, die nicht in ihrer Heimat leben sehr vertraut sein dürfte, stellten der Australier Jack Bannerman und sein Duettpartner Joadson C. Souza aus Brasilien, die beide in der Companie des Landestheater Eisenach tanzen, in dem gleichnamigen Stück von Jack Bannerman. Mit ausdrucksstarken Gesten, exakt aufeinander abgestimmtem Bewegungsmaterial sowie gezielt eingesetzten Textpassagen, schafften sie es, Abschied zu nehmen von dem Teil des Selbst, das in der Heimat bleibt und fanden, wenn auch kein neues Zuhause, so doch zumindest einen „Safe place“.
Felicia Forstmaier aus Fürth vereinte in ihrem Stück »The Healing Power of Dance« die Bewegungssprache des zeitgenössichen Tanzes mit der des Hip Hop. Sich langsam vom Boden hocharbeitend tanzte sie sich mit fließenden und schlängelnden Bewegungen mehr und mehr frei und fand ihren Ausdruck dafür, wie heilend Tanz gerade in turbulenten Zeiten für uns alle sein kann!
Anstelle der wegen einer kurzfristigen Erkrankung ausfallenden Veronika Kulscar, zeigte zum Abschluß die Fürther Künstlerin und Co-Gastgeberin von Raw & Polished Anne Devries ein Physical-Theater Solo mit dem Arbeitstitel »HOFFNUNG?!«, dass aufgrund seiner Aktualität noch „work in progress“ ist. Mit eindringlicher auf das essentielle verdichteter Körpersprache und zwei symbolhaft eingesetzten Requisiten – einer Strickdecke und einem alten Teddybären – ließ sie die aufwühlenden Bilder des Ukraine Krieges – oder eines jeden Krieges – lebendig werden und machte sich doch schließlich auf die Suche nach einem Funken der Hoffnung…

Nach einem Schlußapplaus für den nochmal alle Künstler*innen auf die Bühne geholt wurden und einer kurzen Pause ging es dann in den wichtigen zweiten Teil des Abends: die Künstler*innengespräche. In einem Speed-Dating-ähnlichen Setting von 8x5 Minuten rotierten die teilnehmenden Zuschauer*innen in Kleingruppen von Künstler*in zu Künstler*in und tauschten anhand einer Feedback-Struktur Eindrücke, Fragen und Antworten zu den Stücken aus. Aus diesem direkten Austausch mit ihren Zuschauer*innen nehmen die Künstler*innen immer wieder wertvolle Informationen aus Raw & Polished mit und können diese gegebenenfalls in die weitere Bearbeitung ihrer Werke einfließen lassen.

Am 23. Oktober 2022 um 18 Uhr gibt es die nächste Ausgabe von Raw & Polished in der Tanzzentrale. Künstler*innen, die ihre Werke präsentieren möchten, können ab sofort ihre Bewerbungen an das Organisations-Team einsenden:
Anne Devries & Henrik Kaalund | E-Mail: rawandpolished@gmail.com

Ein Nachbericht von Anne Devries und Henrik Kaalund