Jährlich vergibt die Tanzzentrale der Region Nürnberg e.V. Plätze für das Projekt „Creative Residencies“.
"Creative Residencies" ist das artist-in-residence-Programm der Tanzzentrale der Region Nürnberg, in dessen Rahmen sie national und international tanzschaffenden Compagnies und/oder Choreograf*innen die Möglichkeit gibt, unter professionellen Probenbedingungen einen Teil ihrer Projektphase in den Räumlichkeiten der Tanzzentrale abzuhalten. Zudem gibt es die Option, mit freien Tänzer*innen aus Nürnberg und Umgebung zusammenzuarbeiten.
Ziel der Residenz ist eine Vernetzung der regionalen Szene mit den Gästen aus anderen Regionen und die Bereicherung der regionalen Tanzszene. Daher übernehmen die Residency-Gäste zum einen während ihrer Residenz die regelmäßig stattfindenden Profi-Trainings. Am Ende einer Residenz wird das Erarbeitete der Öffentlichkeit in Form eines Showings, Podiumsgesprächs oder anderen (niederschwelligen) Formats präsentiert.
Im Jahr 2023 begrüßen wir die folgenden Gastkünstler*innen/Kollektive:
Kadri Sirel und Antti Uimonen
Zu Gast im Juni 2023
Kadri Sirel und Antti Uimonen haben sich im Masterstudium in den Niederlanden kennengelernt (Home of Performance Practices, ArtEZ University of Arts) und teilen einen Zugang zu Bewegung über somatische Arbeit und Bewegungsimprovisation. Im Studium entwickelte sich ihre Synergie – auch durch die gemeinsame Wertschätzung für Absurditäten. Nun arbeiten sie als Choreograf*innenduo zusammen.
Für die Residenz stößt der Komponist Taavi Tulev (Estland) zu ihnen. Die Zusammenarbeit mit dem Titel ICE: In Case of Emergency kombiniert Bewegungsforschung mit interaktivem Sound, mit dem Ziel die nötigen, unbequemen Gespräche über den Klimawandel entwickeln und entfalten zu lassen.
Karolin Stächele/DAGADA dance
Zu Gast im Juli 2023
DAGADA dance erarbeitet seit 2014 abendfüllende Produktionen unter der künstlerischen Leitung von Karolin Stächele (Freiburg i. Br.). Die Arbeiten wurden national und international gezeigt u. a. in Freiburg, Offenburg, Berlin, Leipzig, Köln, Basel/Schweiz, Brest/Frankreich, Haarlem/Niederlande und Prag/Tschechien. Das Repertoire umfasst Solo- bis Gruppenarbeiten für Theater (Blackbox) sowie außerhalb, wie z. B. Clubs, Foyers oder Galerien. DAGADA dance hat großes Interesse, über den zeitgenössischen Tanz jenseits der Worte wichtige gesellschaftliche Impulse zu geben. Die künstlerische Bearbeitung aktueller gesellschaftlicher Themen und deren neue ästhetische Präsentation, die das Publikum zum Wahrnehmen, Reflektieren und Diskutieren einlädt, ist ein wichtiger Kernpunkt der bisherigen Arbeiten. DAGADA dance versteht Tanz als international und interkulturell und vermittelt diesen auch so: Teilhabe, Mitbestimmung und Wertschätzung sind für die Gruppe in der Kollaboratioon von zeitgenössischen Tanzkünstler*innen und Laien grundlegend für gemeinsame künstlerische Prozesse.
Die Residenz ist als 5-tägiger Workshop angelegt, in dem Stächele gemeinsam mit 5 professionellen Tänzer*innen zum Thema des Hortens, dem Festhalten von Erworbenem, u.a. dem „Phantombesitz“ als kulturell implementierte Weiterführung feudaler Herrschaftsverhältnisse (vgl. Eva von Redecker) rechercheirt. Zudem nutzt sie die Zeit in Nürnberg für eine theoretische Durchdringung der aktuellen Diskurse und Lösungsvorschläge in Sozialwissenschaft, Philosophie und Politik, um einen spannenden künstlerischen Ausgangspunkt und dramaturgisches Statement innerhalb des Themas zu finden und Kernfragen herauszuarbeiten. Der intensive Austausch in Form von Interviews und Gesprächen mit unterschiedlichsten Menschen ist ein weiterer wichtiger Teil der Recherche.
Weitere Infos unter www.dagada.dance
Smadar Goshen
Zu Gast im September 2023
Smadar Goshen ist Choreographin, Tänzerin, Tanzpädagogin und Mitglied des Produktionszentrums Stuttgart. Als zertifizierte Gyrotonic und Gyrokinesis Trainerin sowie Gaga Lehrerin setzt sie sich intensiv mit der individuellen Bewegungssprache auseinander, die ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit mit den Tänzer*innen und ihres kreativen Schaffensprozesses ist. Sie absolvierte ihren Bachelor in Tanz und ihren Master in Choreographie an der Jerusalem Academy for Music and Dance. In ihrer Zeit als Tänzerin im JAMD-Ensemble arbeitete sie unter anderem mit den Choreographinnen Idan Cohen, Yosi Berg, Sharon Tzukerman, Ariel Cohen und Sahar Azimi. Die gebürtige Israelin verlagerte ihren Wohn- und Arbeitsmittelpunkt 2019 nach Stuttgart, wo ihre Vorfahren mütterlicherseits bis 1939 geboren und aufgewachsen sind.
Während der Residenz arbeitet Goshen an ihrem Solo-Tanzstück Ken | כן. Chaos wird hierin als grundlegendes und natürliches Muster der Existenz betrachtet und hebt gleichzeitig den Konflikt hervor, den es zwischen organischen chaotischen Mustern und dem instinktiven menschlichen Bedürfnis nach Systematisierung und Kategorisierung, beinhaltet. Auf der Suche nach körperlichen Ausdrucksformen für diesen Konflikt wirft das Stück Fragen nach allgemeiner Ästhetik und üblicher Dosierung von Informationen, Emotionen, Exposition und mehr auf. Goshen möchte das Chaos nicht nur durch sein wissenschaftliches Wesen, sondern auch durch seine gesellschaftspolitische Rolle verkörpern und lässt sich dabei von Ereignissen von Protesten und Revolutionen in der Geschichte und der aktuellen Politik inspirieren. Sie recherchiert über die Körperlichkeit des Chaos, das Grenzen und Begrenzungen durchbricht. Chaos, das Evolution statt Wiederholung schafft. Sie fragt, wo und wie in einem einzigen Körper die Kraft „vieler“ liegt.
Weitere Infos unter www.smadargoshen.com
Eine detaillierte Übersicht über die eingeladenen Künstler*innen steht zum Download bereit - bitte >>> hier <<< klicken!
x