PLAN MEE: Shell Shocker (im Rahmen des re:festival)
Shell Shocker wirft seine drei Protagonist*innen auf die Bühne, wie Spielfiguren auf ein Brett. Das Spiel wird zur Metapher für unser Leben. Das Scheitern ist dabei ebenso fester Bestandteil, wie das immer gleiche Ende, dem doch nur das nächste Spiel, oder das Zurückräumen der Figuren in den Karton folgt. Das Stück erinnert dabei sowohl an alltägliche und zwischenmenschliche Situationen des Kontrollverlusts, als auch an die große Politik, wo Kriege per Joystick geplant und ausgeführt werden wie ein Computerspiel.
Shell Shocker spielt mit dem Kampf um die Kontrolle des eigenen Körpers. Eine schwankende, surreale Odyssee entsteht, die durch makabre, intime und alltäglich wiederkehrende Momente eine Verbindung zum Publikum findet.
Das Shell Shock Syndrom, auch „Kriegszitterer“ genannt, wurde bei Soldaten beobachtet, die traumatisiert aus dem 1. Weltkrieg zurückkehrten. Diese posttraumatische Belastungsstörung ging einher mit einem Kontrollverlust über den eigenen Körper. Die Soldaten zitterten stark und hatten weit aufgerissene Augen. Heute zählt man das Shell Shock Syndrom zu den Konversionsstörungen, bei denen die Patienten unerträgliche psychische Zustände auf die körperliche Ebene verdrängen. Die Choreografin Eva Borrmann nimmt das Shell Shock Syndrom als Ausgangspunkt für ihre Bewegungsrecherche mit der sie die körperlichen Auswirkungen gesellschaftlicher Gewalt im 21. Jahrhundert untersucht.
Eva Borrmann erhält in diesem Jahr den Kulturpreis der Stadt Nürnberg für die ästhetische Komplexität und atmosphärischen Dichte ihrer Inszenierungen, die niemanden unberührt lassen, einen sinnlichen Sog schaffen, ohne dabei an Subtilität zu verlieren.
Premiere: November 2016
Choreografie: Eva Borrmann // Performance: Eva Borrmann, Evelyn Hornberg, Johannes Walter, Angelina Noack // Musik: Wolfgang Eckert // Kostüm: Franziska Isensee // Licht: Sasa Batnozic // Koordination: Dörte Kordzumdieke // Assistenz: Katharina Simons // Fotos Cristopher Civitillo
Dieses Projekt wird gefördert durch Zuschüsse der Stadt Nürnberg und unterstützt von der Tanzzentrale der Region Nürnberg e. V. Es wird ermöglicht durch den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
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